Einblicke in unsere Kirche

Unsere Kirche St. Georg

Liebe Leserinnen und Leser!

Mit diesem kleinen Kirchenführer begrüßen wir Sie ganz herzlich in unserer kleinen und feinen Kirche St. Georg. Sie ist typisch für viele Dorfkirchen im evangelischen Umland Nürnbergs. Seit über 500 Jahren kommen hier Menschen vor Gott zusammen, um aus seinem Wort, aus dem Sakrament, der Gemeinschaft, der Stille und der Musik neue Kraft und Hoffnung für ihren Alltag zu schöpfen.

Alles, was Sie in der Kirche sehen, zeugt besonders von der Frömmigkeit unserer Vorfahren: ihre Liebe zu Gott, ihre Dankbarkeit und Verehrung, ihr Bürgersinn und Opferwillen. Ihre Kirche sollte etwas von der Schönheit und Erhabenheit Gottes und von seiner Frohen Botschaft widerspiegeln. Dafür dürfen wir heute dankbar sein. Sie fragen uns aber auch nach unserem Glauben und erinnern uns an unsere Verantwortung, diese Zeugnisse zu erhalten und selbst mit neuem Leben zu füllen.

Gedenkstein neben dem Hauptportal

Anhand dieses schön gearbeiteten gotischen Wappensteins kann man die Entstehung unserer Kirche ziemlich genau datieren. Schauen Sie, ob Sie die Inschrift mit ihren vielen Kürzeln entziffern können:

Anno M CCCC XLVII (1447)
an Sanct partolomeus’
abent starb der ehrbare
eberhart peringerstor
ffer, der dißes Gotß
hauß ein stiffter
gewest ist

Der Stifter Eberhard von Behringersdorf, Ehrbarer (d.h. zu den ratsfähigen Nürnberger Patrizierfamilien gehörig), war nicht nur Herr des Adelssitzes in unserem Nachbardorf, sondern wohl auch des Rückersdorfer Sitzes in der Schlossgasse. Der Chor (Altarraum) der Kirche könnte noch aus der Bauzeit vor 1450 stammen.

Kanzel und Altar

sind typisch für den schlichten, protestantischen Barock im Nürnberger Land. Das heutige Gesamtbild des Kircheninneren geht auf die Zeit nach dem Dreißigjährigen Krieg zurück. Nachdem Rückersdorf an der großen Handelsstraße Nürnberg – Prag durch die durchziehenden Heere unsäglich zu leiden hatte (Ende des Krieges waren es nur noch 8 Haushaltungen!), gab es nach dem Friedensschluss von 1648 einen allgemeinen Aufschwung. Altar und Kanzel von 1668, und später der Einbau der unteren Empore (1695) zeugen von der allmählichen Beseitigung der Schäden des Dreißigjährigen Krieges und der einsetzenden Bevölkerungszunahme.

1709 bekam der Mesner ein eigenes Häuschen hinter der Kirche, da die alte Mesnerwohnung auf dem Dachboden der Kirche dem neuen Tonnengewölbe weichen musste. So gewann man Platz für eine zweite Empore für die Orgel. 1717 schließlich bekam die Kirche anstelle eines damaligen Dachreiters einen Glockenturm und die heutige Kirchentür. 1718 entstand das ungewöhnlich aufwendige steinerne Portal an der Straße. Hoch oben über dem Chorbogen, um das Nürnberger Wappen herum, ein Kranz mit Wappen der damaligen patrizischen Landpfleger, unter denen eine der Renovierungen stattgefunden hat

Das Kruzifix in der Altarmitte

ersetzt das gemalte Altarblatt (Jesus im Garten Getsemane, hinten in der Kirche aufgehängt). Obwohl 1661 datiert, dürfte es von einem Nürnberger Meister um 1470/80 stammen und von einem anderen Altar übriggeblieben sein. Es zeigt noch eine ältere, mehr das Seelisch-Leidende ausdrückende Phase der Nürnberger Plastik, gegenüber dem späteren, stärker körperlich-expressiven Nürnberger Stil. Der Betrachter soll sich in das Leiden des Erlösers vertiefen. 1661 wurde es unserer Kirche von Joh. Sebastian Tucher gestiftet, in Erinnerung an seine Frau, die auf dem Weg von Nürnberg hierher im Wald von Räubern erschlagen wurde.

Der Taufstein

Mit Einführung der Reformation 1525 im Nürnberger Land wurde Rückersdorf unabhängige Gemeinde (vorher zu Lauf gehörig) und somit ein eigener Taufstein nötig. Er ist ungewöhnlich groß, noch ganz gotisch gestaltet und wurde um 1525 aufgestellt, vielleicht das älteste Denkmal der Reformation der Gegend. Mitten auf dem Weg zum Altar steht er, als Zeichen, dass die Taufe den Weg zu Gott eröffnet. Ursprünglich wurden die Kinder in seinem großen Becken untergetaucht.

Die 2 Totenschilde der Familie Tucher

rechts und links im Altarraum erinnern daran, dass es unter der Kirche eine Gruft gibt, in er 25 Mitglieder der Familie Tucher beigesetzt waren. Der Grufteingang ist im Mittelgang der Kirche noch mit einem Kreuz auf einer der Bodenplatten bezeichnet. An der rechten Fensterwand vor der Kanzel ist noch der graue, ehemalige Deckelstein der Gruft (1683) zu sehen, sowie 4 Zinnplatten von einzelnen Särgen. Die Freiherren von Tucher besaßen das Schlösschen in der Schlossgasse vom 16. bis Anfang 18. Jahrhundert (danach noch die Haller v. Hallerstein).

Die Emporenbilder

zeigen das Leben Jesu. Die Bilder (wohl 1695) geben einige Rätsel auf (Holz, Leinwand, Formate, Wappen). Die Szenen nacheinander (beginnend neben dem Fenster bei der Kanzel):

  1. Ankündigung der Geburt durch den Engel
  2. Geburt
  3. Beschneidung
  4. Darstellung des Kindes im Tempel (Simeon, Hanna)
  5. Taufe im Jordan
  6. Letztes Abendmahl
  7. Jesus betet im Garten Getsemane
  8. Gefangennahme
  9. Pilatus wäscht seine Hände in Unschuld
  10. Geißelung
  11. Dornenkrönung
  12. Jesus bricht unter dem Kreuzbalken zusammen und Schweißtuch der Veronika
  13. Jesus zwischen den zwei Schächern
  14. Abnahme des Leichnams
  15. Auferstehung

Zum Schluss

sei noch an Friedrich Heinrich Ranke gedacht, den Dichter zweier Lieder im Evangelischen Gesangbuch: „Tochter Zion, freue dich“ (EG Nr. 13) und „Herbei o ihr Gläubigen“ (EG Nr. 45). Sein Bruder war der bekannte Historiker Leopold von Ranke. Er war in Rückersdorf von 1826-1834 Pfarrer und einer der Begründer einer vertieften evangelischen Glaubensbewegung in Bayern zur Zeit der Aufklärung.

Ihm war ein Anliegen, was Martin Luther, dessen Bild hinten in der Kirche hängt, einmal so gesagt hat: „Die Kirche ist nicht Holz und Stein, sondern der Haufen christusgläubiger Leute.“ Dieses Gotteshaus wird nur dann Sinn und Bestand haben, wenn wir uns alle nach dem Wort Paulus als „lebendige Steine“ von Gott in seinem guten Plan für uns und seine Welt  gebrauchen lassen.

Das historische Altarbild „Jesus in Gethsemane“

hängt heute an der Westwand unter der Empore. Es ist auf das Jahr 1668 datiert und stammt mutmaßlich von dem Künstler Johann Ermels. Im Jahr 1963 wurde das Bild zugunsten eines mittelalterlichen Kruzifixes (um 1470) aus dem Altar genommen. Es befand sich zunächst im Pfarrhaus und kam 1968 in den neugebauten Gemeindesaal am Steinbruchweg 43a (heute Gemeindezentrum mit Evang. Haus für Kinder). Vor dem Abbruch des Gebäudes kam es 2019 wieder in die Kirche.

Wenn Sie jetzt wieder hinausgehen:

Möge Sie der Segen des dreieinigen Gottes auf Ihrem Weg begleiten! Denn, wie unsere Vorväter wussten: „An Gottes Segen ist alles gelegen.“

Herzliche Grüße  
Pfarrer Volker Klemm und Pfarrer i.R. Christoph Jäschke (Textvorlage)

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